Ausgangspunkt: Achtsamkeit
Über ein Seminar in der Abgeschiedenheit
Mitarbeiter mit dem gewissen Etwas – dafür ist Bründl bekannt. Um die Personalentwicklung kümmert sich eine eigene Akademie. Unter den hochkarätigen Events: ein Seminar in der Abgeschiedenheit der Trauneralm nahe dem 3.800 Meter hohen Großglockner. Wir baten den Leiter, Dr. Kai Romhardt, uns mit dem Inhalt vertraut zu machen. Von A wie Achtsamkeit bis W wie Wirtschaften.
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MehrwissenAchtsamkeit
Alles, was passiert, passiert in der Gegenwart. Nur in der Gegenwart können wir die Zukunft gestalten. Unser Denken kreist zu häufig um Zukunft und Vergangenheit. Dabei verlieren wir viel Energie und verpassen das Geschehen direkt vor unseren Augen. Achtsamkeit ist die Fähigkeit, vorurteilsfrei und klar zu erkennen, was im gegenwärtigen Moment geschieht. Achtsamkeitsschulung ist der Ausgangspunkt unserer Geistesschulung.

Emotionen
Burn-Out, Ängste, Frustration, Aggression und Gereiztheit. Indem wir während eines emotionalen Überfalls beim Alten bleiben, können wir ungeliebte Emotionen anerkennen, sie umarmen und tief in sie hineinschauen. Wir sehen, was uns eine Emotion zu sagen hat, ohne uns von ihr beherrschen zu lassen.

Essmeditation
Wir essen in Schweigen und praktizieren achtsames Essen. Jeden Bissen bewusst wahrnehmen, mindestens dreißig Mal kauen und uns nicht von aufsteigenden Gedanken von unserem Essen ablenken lassen. Nach jedem Bissen die Gabel ablegen. Das ist schwer. Wir sind es nicht gewohnt uns aufs Essen zu konzentrieren. Während wir essen, tun wir normalerweise viele andere Dinge. Das Essen und die Gemeinschaft der Essenden zu würdigen und zu wissen, wann es genug ist, kann uns Anstöße in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens geben.

Gehmeditation
Unser Leben ist die Summe vieler kleiner Schritte. Gehmeditation lehrt uns, dass wir über die Qualität unserer Schritte selbst entscheiden können. Wir entspannen unseren Körper, folgen unserem Atem und synchronisieren unsere Schritte mit dem Ein- und Ausatmen. Wir können getrieben oder frei gehen, aufrecht oder gebückt, bewusst oder unbewusst, freudig oder getrübt. Gehmeditation hat mein Leben verändert, indem sie mich lehrte, dass jeder Schritt, jeder Augenblick meines Lebens, seinen Wert, seine Würde, seine spezielle Qualität und seine unvermeidliche Wirkung hat.
Gedanken
Wir denken ständig. Und auf unser Denken baut unser Wissen auf. Unser Geist produziert unerlässlich neue Gedanken, mit denen er in endlosen Variationen spielt. Wir sollten uns um unsere Gedanken kümmern. Unsere Gedanken sind nicht flüchtig und folgenlos, sondern stoßen Emotionen und Handlungen an. In der buddhistischen Psychologie werden Gedanken daher als Taten angesehen. Meditationslehrer sind sich einig, dass im ungeschulten Geist über 95 Prozent aller Gedanken unnötig sind und uns nur Energieverlust, Kopfschmerzen und Verwirrung statt Geistesruhe und Klarheit beschweren.

Geisteszustand
Ungeduld, Unzufriedenheit, Aggressivität, Gier und Konkurrenzdenken. Diese und andere unheilsame Geisteszustände sind über längere Zeit in vielen Unternehmen zu Tugenden erhoben worden. Schauen wir genau hin, sehen wir, dass diese Geisteszustände uns und unser Umfeld unglücklich machen und zudem die Quelle von Konflikten darstellen.

Glück
Glück ist weder Glückssache noch etwas, das wir über äußeren Erfolg, über Besitz, Macht oder andere äußere Bedingungen erzwingen können. Glück ist vielmehr eine Seinsqualität, die wir durch die Geistesschulung kultivieren können. Durch Achtsamkeit erkennen wir die Wirkung unserer Worte, Gedanken, Emotionen und physischen Taten auf uns und andere.
Impulsdistanz
Impulsdistanz ist die Fähigkeit einen körperlichen oder geistigen Impuls klar wahrzunehmen, sein Anschwellen und Abklingen zu beobachten, ohne dem Impuls folgen zu müssen. Impulsdistanz ist die Grundlage für menschliche Freiheit und erlaubt uns die Folgen einer Tat abzuschätzen und bei klarem Verstand eine Entscheidung zu treffen. Wir werden nicht mitgerissen, wir handeln nicht im falsch verstandenen Sinne spontan. Ein bis drei bewusste Atemzüge können ausreichen, um uns neuen Raum zu schaffen, das Neue zu berühren und unbekannte Schritte zu wagen.

Konzentration
Konzentration ist die Fähigkeit unseres Geistes, über eine zeitliche Periode hinweg konstant die Aufmerksamkeit bei einem Objekt zu halten. Diese Fähigkeit wird im Zeitalter des Multitaskings und der permanenten Unterbrechungen immer bedeutsamer. Sind wir konzentriert, steigt unsere Effektivität steil an. Gedanken werden zu Ende geführt. Wir vermeiden es, lose Enden oder „unfinished business“ zu produzieren, die uns immer wieder einholen und uns aus dem gegenwärtigen Schaffens- und Lernprozess reißen.

Wirtschaften
Unser Leben ist von wirtschaftlichen Prozessen durchdrungen. Doch dient diese Wirtschaft unseren tiefsten Wünschen? Leistet unser aktuelles Wirtschaftssystem einen positiven Beitrag zu unserem Lebensglück? Unsere Arbeit, unser Konsum und unser Geld sollen und können uns auf diesem Wege dienen. Wirtschaft muss Sinn machen und schaffen. Das sollte unser Anspruch sein. Entwickeln wir Achtsamkeit, hinterfragen wir auf natürliche Art und Weise etablierte wirtschaftliche Begriffe und Konzepte wie Wachstum, Rendite, Gewinn und Erfolg und zeigen auf, wo diese zu kurz greifen.
