Mit der Skimarke VAN DEER-RED BULL SPORTS habt ihr euch nicht weniger vorgenommen, als den alpinen Skisport zu revolutionieren. Du bist und warst ja bekannt für das beste Material - Was macht deinen Ski so besonders?

Marcel: Das ist relativ einfach – wir sind nicht margengetrieben und verwenden die besten Materialien, die wir aktuell zur Verfügung haben. Das heißt im Endeffekt haben wir keine anderen Materialien wie in jedem anderen Ski, sie sind nur anders verbaut bzw. in einer abgespeckten Version. Carbon wird nicht in dieser Dimension verwendet wie im Rennsport, aber es ist die gleiche Qualität vom Carbon. Das ist ähnlich wie beim Kochen: Die besten Zutaten machen meistens schon ein gutes Gericht aus. Ein Qualitätsstück Fleisch kann auch ein schlechter Grillmeister zubereiten und es schmeckt. Mit diesem Beispiel möchte ich einfach anführen, dass es um die Zutaten geht, die in einem Ski enthalten sind. Viele Ski sind aus sehr minderwertigen Rohstoffen und daraus resultiert ein minderes Produkt, das auf Marketing und Marge getrieben wird.

Von FIS-Ski über Pistenski bis hin zu Tourenski und Powderski – jedes VAN DEER-RED BULL SPORTS Modell wird in Österreich von Hand gefertigt. Erzähl' uns ein wenig über den Entstehungs- und Herstellungsprozess in Kleinserie.

Die Frage ist, was möchte der Endkonsument und wie können wir sein Skierlebnis verbessern. Wenn die ersten Prototypen fertig sind, ist es meine Aufgabe rauszugehen und den Ski zu testen. Mit dem Feedback kommen wir wieder zurück und tüfteln so lange bis der perfekte Ski entsteht – daran wird permanent gearbeitet. Ich würde nicht sagen, dass wir den BESTEN Ski aller Zeiten haben und dass das bereits das Endstadium ist, aber es ist sicherlich ein guter Schritt in die richtige Entwicklung.

 

Was bedeutet „Made in Austria“ für dich?

Marcel: Ja schon sehr viel. Wir haben zu Beginn sehr viele Möglichkeiten abgecheckt und haben uns die Produktionsstätten genau angesehen. Dann war sehr schnell klar, wir wollen ein Qualitätsprodukt direkt aus Österreich. Es ist auch der dort ansässige Skibauer Franz Angerer, den ich noch sehr gut von meiner aktiven Zeit kenne. Das war ein maßgeblicher Mitgrund.

Wie lang wurde ein Ski getestet, bevor er in Serie geht?

Marcel: Das ist unterschiedlich, wenn die Rezeptur so verwendet wird wie vorgegeben und gemeinsam besprochen – kommen wir sehr schnell zum Ergebnis, denn die Vorarbeit ist wie beim Kochen die halbe Miete. Das Mise en Place ist sehr wichtig, aber es gibt auch Tage, wo wir sagen, dass das der falsche Schritt war und wir zum Ausgangspunkt zurückkehren. Für mich ist es aber im Allgemeinen sehr einfach, weil es das ist, was ich mein ganzes Leben gemacht habe.

Wie ist es in diesem Zusammenhang zur Kooperation mit Bründl Sports gekommen? Warum wurde Bründl als Partner ausgewählt?

Marcel: Weil ich immer diese Begeisterung von Christoph gespürt und gemerkt habe. Mir waren die Öffentlichkeitstermine immer sehr ungut, weil ich dort ein Rennfahrer und keine Person war – also eine Öffentlichkeitsarbeit und ein Marketingtool, aber dennoch habe ich diese Wertschätzung und auch diese Besessenheit (…Entschuldigung für das schlimme Wort…) für den Sport, vor allem Wintersport sofort gemerkt. Und es gibt Geschäftsleute wie Christoph, die diese in den Vordergrund stellen.

Was eint hier deine eigene Vision für die Zukunft mit der von Bründl Sports?

Marcel: Der Qualitätsanspruch! Bei Bründl habe ich immer das Gefühl, dass es ein Fachhandel ist, der es sehr ernst nimmt. Es hat schon einen Grund, warum die Menschen ihre Ski bei Bründl Sports servicieren lassen und das ist eigentlich aussagekräftig genug. Es ist einfach diese Expertise und keine Massenabfertigung, im Sinne "Hauptsache der Ski ist verkauft". Diese Einstellung weiß ich sehr zu schätzen. Eigentlich hatte Christoph speziell diesen Weitblick, weil er sagte: Männer ich vertraue euch. Diese Einstellung war eigentlich fast verrückt, denn zu diesem Zeitpunkt hatte er das Vertrauen in einen nicht produzierten Ski gesetzt und auf die Person Marcel Hirscher vertraut. Das gibt es heute nicht mehr oft, dass Menschen dir ein solches Vertrauen schenken. Für das bin ich extrem dankbar.

Van Deer Marcel Hirscher

Wie siehst du die Entwicklung deiner Marke in 5 und in 10 Jahren?

Marcel: Natürlich sehr viel Entwicklung im Rennsport, diesen versuchen zu supporten und den Rennsport dahin zu bringen, wo er es durch sein Potenzial verdient hat. Teilweise ist beim Skirennsport alles so selbstverständlich geworden und hier beginnt unser Anspruch. Kommerziell ist es: viele glückliche Skifahrer zu gewinnen. Wir sind über jedes Feedback dankbar. In 10 Jahren wollen wir den ganzen kommerziellen Verkauf weiterbringen, um den Sport cooler und auch attraktiver zu machen, als er heute ist und als ihn die Statistik für die Zukunft prognostiziert.

Wie wird sich der Wintersport verändern?

Marcel: Die Entwicklung ist sicherlich dahingehend, dass der Skisport teurer wird. Gegensätzlich muss man den Radmarkt betrachten – was sich da getan hat. Da sehe ich sehr viel Potenzial, dass der Konsument es irgendwann zu schätzen weiß, was es heißt ein Produkt zu verwenden, das die beste Qualität liefert. Früher wäre es undenkbar gewesen so viel Geld für ein Fahrrad auszugeben, heute ist es jedem selbstverständlich, dass er ein gutes Rad zum Fahren braucht, sonst macht es nur halb so viel Spaß. Ich denke das wird sich beim Ski auch in diese Richtung entwickeln, dass ich meinen eigenen Ski habe oder einen Top-Ski bei Spezialisten, wie Bründl Sports ausleihen kann. Da habe ich viel mehr von meinem Urlaub oder Skitag. Qualität statt Quantität! Was mir persönlich sehr wichtig ist, dass wir Kinderski bauen, welche nichts anderes sind als der Erwachsenenski nur gekürzt, also mit demselben Aufbau etc. Mein schönstes Erlebnis war einen jungen Skifahrer zu sehen, zwischen 7 und 10 Jahren, der mit dem Ski über die Piste runtergezogen ist, dass ich mir gedacht habe, wow wie cool. Natürlich ist er teuer in der Relation, aber ich möchte, dass die Kinder ihr Potenzial ausleben und nicht auf Grund von einem Massenprodukt die Freude am Skifahren verlieren bzw. verpassen. Das ist uns extrem wichtig!

Marcel Hirscher beim Skifahren mit VAN DEER Ski

Zum Schluss, wie würdest du das Gefühl, die Leidenschaft beschreiben, die du als Weltcup-Sieger heute an alle weitergeben möchtest?

Marcel: Das ECHTE Skifahren, also ich möchte dem Kunden ein Produkt ermöglichen, egal welche Könnerstufe, damit er sagt - genial es ist ein Vielfaches leichter für mich mit diesem Produkt zu fahren und macht definitiv mehr Freude. Diese Leidenschaft und Sicherheit zu vermitteln, das ist mein Gedanke. Dem Sportler einfach die Möglichkeit zu geben, dass er überhaupt dorthin kommt, wo man sagt „da beginnt Skifahren“. Das Gefühl, das ich jahrelang gehabt habe, wie ich die Beschleunigung spüre, ein Sicherheitsgefühl und dass ich alles im Griff habe. Das ist natürlich eine Materialfrage. Wenn ich sehe, wie Menschen teilweise unterwegs sind, mit drei Nummern zu großen Schuhen und einem unpassenden Ski, war es ein Ansporn für mich – warum kann man denn nicht Renntechnik für Jedermann tauglich machen? Da sind wir glaube ich auf einem guten Weg und das Feedback ist auch sehr erfreulich. Besser vier Abfahrten gut genutzt als den ganzen Tag auf der Piste rumzurutschen. Da tun einem zwar die Oberschenkel weh, aber das ist es allemal wert. Wie mit einem Sportwagen – die Strecke ist vielleicht anstrengender zu fahren, aber viel lustiger als mit einer Limousine. Vielleicht muss man auch einfach mehr an seiner Fitness arbeiten ;)

 

Porträt von Marcel Hirscher im Winter