Johann Bründl

1926 - 2019

Kommerzialrat Johann "Hans" Bründl war: Wagnermeister, Skimacher, Busunternehmer, vor allem aber visionärer Sporthändler, weil er den Skiverleih in Kaprun begonnen und damit den Grundstein zum Erfolg des heutigen Unternehmens gelegt hat. Sein Start-up in einer Piesendorfer Garage gab es schon als es im Silicon Valley noch gar keine Garagen gab. Hans Bründl war ein moderner Hans im Glück, der viel aus dem Bauch heraus entschied. Bei alledem braucht es aber noch andere Eigenschaften, die gerne übersehen werden, wenn es denn mal läuft: Mut, Vertrauen, die Lust, Neues zu probieren - und die goldene aller Regeln: einfach anfangen.

Es gibt zwei Geschichten, eine erlebte und eine erzählte, die die Person Hans Bründl ganz gut skizzieren. Die eine geht so: Hans Bründl entdeckt in Aufhausen ein baufälliges Haus, durch das die Kühe gelaufen sind, so heruntergekommen ist es. Später wurde es zum Familiensitz und letztem Wohnort des umtriebigen Geschäftsmanns. Heute gehört der Weiler zwischen Zell und Kaprun zu einer der besten Wohngegenden. Die andere, die erzählte Geschichte, geht so: Als Kolumbus Amerika entdeckte hatte, hielten ihm seine Tischnachbarn vor, dass jeder es hätte vollführen können. Kolumbus bat die Anwesenden daraufhin, ein gekochtes Ei auf die Spitze zu stellen. Jeder versuchte sich, aber keiner schaffte es. Als Kolumbus an der Reihe war, schlug er das Ei mit der Spitze auf den Tisch, sodass es leicht eingedrückt stehen blieb. Als die anderen protestierten, dass sie das auch gekonnt hätten, sagte Kolumbus: "Der Unterschied, meine Herren, ist, dass Sie es hätten tun können, ich hingegen habe es getan."

Hans Bründl auf seinem Balkon in Piesendorf

Mit Salz und Pfeffer

Alois Moreau, Schwiegersohn von Hans Bründl und Mitinhaber Modehaus Moreau in Kaprun

"Ich habe Mechaniker gelernt und wollte mit einem Kollegen eine Autowerkstatt eröffnen. Aber dann bin ich bei Hans Bründl im Verkauf eingestiegen, als er 1967 sein erstes Sportgeschäft eröffnet hat. "Du Lois, mach ma des vielleicht gemeinsam", hat er mich gefragt. Wer konnte ihm schon widerstehen? Einen Charme hat er gehabt, gleichzeitig war er eher der ruhige Typ und hat gut verhandeln können. Seine Menschenkenntnis hat ihm geholfen, Menschen auf seine Seite zu ziehen, wenn es zum Beispiel um einen neuen Standort ging. Oder um die Mitarbeiter-Entwicklung. Dieses Bründl Gen hat sich bis heute fortgepflanzt. Natürlich waren wir nicht immer einer Meinung, jeden Tag a bisserl Pfeffer drauf, das gehört dazu. Und als ich mich selbstständig gemacht habe und seine Tochter mitgekommen ist, war er nicht begeistert. Sie war ja eine wichtige Stütze fürs Geschäft. Aber er war nicht nachtragend. Und Sport und Mode haben sich immer gut ergänzt. Hans war viel bei uns, stundenlang saßen wir hier auf der Terrasse und haben uns übers Berufliche und die touristische Entwicklung in Kaprun unterhalten. Er war ein Visionär, aber auch ein Macher. Ein Schwager von ihm hatte einen Traktor, dem hat er gesagt, er solle ihn so umrüsten, dass er die Pisten präparieren kann. Er selber hat Liegestühle und Schlitten hergestellt, eine Pension aufgebaut und Busreisen für die Urlauber aus der Region angeboten. Und dann ging das mit dem mobilen Skiverleih los. Wir haben die Skiausrüstung in die Skigebiete gefahren und nach einer Woche wieder abgeholt. Naja, der Rest ist Geschichte."

Alois Moreau in seinem Garten

Ski verleiht Flügel

Maximilian Bründl, Enkel von Hans Bründl, studiert Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck

"Wir haben im gleichen Haus gewohnt, ich oben, er unten. Nach der Schule war ich oft bei ihm und seiner Frau zum Mittagessen, anschließend gab es noch ein Spiel oder wir waren draußen im Garten. Gerade das Schwimmbad hatte es ihm angetan, da war es schwer, ihn wieder rauszubekommen. Beim ersten Sonnenschein hat er es hergerichtet, auch wenn im April wieder schlechtes Wetter kam. Eines Tages, da ging er sicher schon auf die 90 zu, ist er zu mir in die Wohnung rauf und hat mich nach einem Red Bull gefragt. Ich mag das Zeug, deshalb hab ich immer ein paar Sorten daheim. Er wollte unbedingt eine Red Edition mit Cranberry-Geschmack. Ich gab ihm die einzige Dose, die ich davon hatte, nicht ohne ihn zu fragen, warum es gerade die sein soll. Er sagte: "Dann spiele ich viel besser Golf und ich fühle mich voller Energie." Eine Woche später, als ich wieder mal bei ihm unten war, traute ich meinen Augen kaum. Auf Dem Tisch stand eine ganze Palette Red Bull, Geschmacksrichtung Cranberry."

Maximilian Bründl

Im Anzug

Friedl Birnbacher, Angestellter der ersten Stunde und bis zu seinem Ausscheiden Ende 2019 als Einkaufsleiter tätig

„Hans Bründl stammt ursprünglich aus Piesendorf. In dem Heimathaus der Familie unweit der Kirche sind seine sechs Kinder auf die Welt gekommen. Hier ist auch die Garage, in der alles begann. Unten im Keller hat er seinen ersten Ski gebaut, den Schmittenschi. Später hat er den Skiverleih für sich entdeckt, mit dem er dann nach Kaprun gezogen ist; an die Stelle, wo bis heute der Hauptsitz ist. Ich bin 1973 zu Bründl gekommen. Hans habe ich als bodenständigen, kompromissbereiten Menschen kennen gelernt. Er war unglaublich beliebt und hatte ein gutes Gespür, was Mitarbeiter angeht. Als Einkäufer bin ich viel mit ihm im Auto unterwegs gewesen, da hat er mir oft aus seinem Leben erzählt. Wie er mit 17 Jahren mittellos von Ingolstadt nach Kaprun gelaufen ist. Imponiert hat mir auch, wie er mit Veränderungen umgegangen ist, die nicht so seins waren. Als Christoph, der Geschäftsführer, den Flagshipstore in Kaprun nach sieben Jahren durch einen neuen ersetzen ließ, sagte Hans: „Ihr werds scho wissen, was tuts.“ Auch sein Umgang mit anderen war beeindruckend. In Saalbach hatte sich eine Frau beim Skifahren verletzt, und Hans hat sie uneigennützig nach Hause gefahren, zum Tegernsee. Auf dem Rückweg hat er dann einen Autounfall gehabt. Eine andere Geschichte, die zeigt, was für ein Mensch er war: Gegenüber unseres Flagshipstores gab es einen Modehändler, der hat uns immer wieder angezeigt, weil wir wegen des Verleihs sonntags offen hatten und dabei auch andere Ware über die Theke ging; damals galten noch andere Ladenschlussgesetze. Aber was hat Hans gemacht? Er ist irgendwann rübergegangen und hat sich einen Anzug gekauft. Danach gab es nie wieder eine Anzeige.“

Friedl Birnbacher im Gespräch

Ein Manni für alle Fälle

Manfred Rogetzer, war Lehrbursche der ersten Stunde. Er leitet heute den Flagshipstore in Kaprun.

„Als ich 1985 als Lehrling zu Bründl kam, hat mich ein Mitarbeiter zu Hans Bründl gebracht und mit den Worten eingeführt: „Des is der neue Lehrbua!“ Damit war im Grunde alles gesagt. Während meiner dreijährigen Ausbildung rief mich der Chef oft zu sich. Ich musste sowohl im Lager helfen, als auch im Winter Schnee schaufeln. Die Wege waren schon immer kurz bei uns. Der Senior steckte stets voller Pläne und neuer Ideen, gleichzeitig hat er sehr darauf geachtet, wo und wie investiert wird. Er hatte einen großen Spargedanken. Im Winter, um die Weihnachtszeit, herrschte im Skiverleih immer Hochsaison. Als uns eines Tages wegen der hohen Nachfrage die Leihstöcke ausgingen, hat der Senior seine eigenen Privatstöcke zusammengetragen. Wir haben dann getüftelt, gleiche Stocklängen und Schneeteller zusammengestellt, damit die Stöcke zumindest ähnlich waren und wir sie verleihen konnten. Als wir am Nachmittag alle Verleihkunden mit Skiern, Schuhen und Stöcken versorgt hatten, war das ein tolles Gemeinschaftsgefühl – und einer der besten Umsatztage der Saison.“

Manfred Rogetzer in einem Gespräch über seine Erinnerungen an Hans Bründl