Stefan Brennsteiner im Interview
Die Alpine Ski Weltcup Saison 20/21 war für den 29-jährige Stefan Brennsteiner aus Niedernsill eine äußerst erfolgreiche. Mit unter anderem zwei dritten Plätzen und weiteren zwei Top 5 Platzierungen schafften es Stefan auf Platz 6 in der Riesentorlauf Gesamtwertung und in die Mitte der Weltspitze.
Wir von Bründl Sports sind glücklich, dass wir Stefan auch in der kommenden Saison als Kopfsponsor begleiten dürfen. Wir haben den Riesentorlauf-Spezialisten zu einem Interview gebeten und mit ihm über die bevorstehende Olympiasaison gesprochen.
Auf was hast du dich im Sommer speziell fokussiert bzw. was war im Sommertraining das Wichtige?
Mittlerweile muss ich auf meinen Körper achten, da ich auch schon in einem fortgeschrittenen Sportleralter angelangt bin. Man konzentriert sich viel auf die Gesundheit und versucht so fit wie möglich in die neue Saison zu starten. Der extreme Leistungsgedanke ist daher eher im Hintergrund, da die Gesundheit einfach Vorrang hat.
Auf was hast du im Skitraining, dass letztes Jahr schon sehr gut funktioniert hat geachtet? Insbesondere im Technikbereich, hast du irgendwo ein spezielles Augenmerk gelegt?
Wir haben den Weg, den wir im Frühjahr begonnen haben einfach weiterverfolgt. Wir sind wieder einen Schritt zurückgegangen nach der Saison und haben stark im Technikbereich gearbeitet. Je näher Sölden kommt, desto mehr wird dann auch wieder das Rennfahren in den Vordergrund gerückt.
Du erzählst von einem Weg, der letztes Jahr schon begonnen wurde, den ihr auch dieses Jahr fortgeführt habt. Kannst du uns dazu mehr erzählen?
Nach meiner Verletzung 2020 habe ich mir überlegt, dass ich etwas ändern muss. Ich habe mir meine Technik sehr genau angesehen, aber auch bei der konditionellen Planung habe ich überall Kleinigkeiten verändert. Bei der Technik habe ich bewusst darauf geschaut, dass weniger Vertikalbewegungen und mehr Horizontalbewegungen einbaue beziehungsweise das ich mehr über die Hüften fahre und meine Knie ein mehr schone.
Wo habt ihr dieses Jahr euer Ski-Sommertraining verbracht?
Wir sind auch dieses Jahr wieder in Europa geblieben, genauer gesagt waren wir für die Trainingsblöcke im August in Saas Fee (Schweiz). Im September haben wir dann im Pitztal die Möglichkeit bekommen zu trainieren und überall sehr gute Verhältnisse vorgefunden.
Du startest in dieser Saison erstmals in der zweiten Weltcupgruppe. Mit welchen Erwartungen gehst du in die neue Saison? Geht man jetzt anders in die Saison, wie in den letzten Jahren?
Wir gehen eigentlich relativ ähnlich wie auch in den letzten Jahren in die neue Saison. Ich will mich selbst weiterentwickeln und noch weiter vorarbeiten in der Startliste und auch im Ranking, sodass ich unter den ersten sieben einen Startplatz habe. Die letzten Jahre war immer das Ziel, sich für den zweiten Durchgang zu qualifizieren und sich mit einer möglichst niedrigen Nummer zu starten, um noch einige Plätze gut zu machen. Im Moment sehe ich mich in der Lage, dass ich um Topplatzierungen mitfahren kann und ich will mich dort kontinuierlich heranarbeiten das diese auch gelingen.
Gibt es irgendwelche speziellen Ziele, die man im Kopf hat? Richtung Podestplätze oder ist das Ziel, wie du bereits erzählt hast, sich stetig weiterzuentwickeln?
Natürlich hat man den Platzierungsgedanken oft im Hinterkopf. Ergebnisziele haben bei mir jedoch noch nie funktioniert, dass habe ich schon einige Male erwähnt. Ich versuche den Gedanken immer möglichst wegzuhalten. Je besser mir das gelingt, umso besser sind am Ende meistens die Ergebnisse.
Hast du dich im mentalen Bereich noch einmal weiterentwickelt? Das hast du ja letztes Jahr zum Schluss auch schon sehr gut bewältigt.
Wie man versucht die einzelnen Muskeln anzuspannen, ist schon ein autogenes Training, dass eigentlich komplett aus mentalem Training angesehen ist. Ich glaube auch, dass vor allem der erste Tag in Bansko sehr viel gebracht hat. Als das Selbstverständliche, sich im Weltcupzirkus wohlzufühlen dazugekommen ist, dass man ganz vorne mithalten kann ist ein sehr wichtiger Punkt für das mentale Bewusstsein gewesen.
Auf was freust du dich besonders auf die neue Saison?
Ich freue mich zum Start schon direkt auf Sölden. Natürlich stehen in diesem Winter auch die olympischen Spiele in Peking an. Nichtsdestotrotz stehen im Dezember zwei Rennen in Alta Badia an, dass es in dieser Form auch noch nie gegeben hat. Das ist natürlich auch ein riesiges Highlight. Es wäre ein absoluter Traum, wenn ich mich über die Riesentorläufe beziehungsweise die Parallelbewerbe für Olympia qualifizieren könnte. Wenn alles nach Plan läuft würde ich gerne bei beiden Disziplinen an den Start gehen.
Der Rennkalender ist ähnlich zur letzten Saison, aber doch anders als die Jahre zuvor. Welche Faktoren haben sich hier noch einmal groß verändert?
Wie gesagt, wir fangen mit Sölden an und haben dann ein Parallelrennen in Lech Zürs. Die Übersehreise mit Beaver Creek und Lake Louis fällt uns leider aus. Dort sind dieses Jahr nur die Speed-Athleten am Start. Wir sind wieder in Alta Badia mit dabei. Als letztes Rennen vor Olympia ist dann noch Adelboden Anfang Jänner. Beim Rennkalender hat die FIS generell etwas geändert, sodass es mehr ausgeglichen sein sollte zwischen Speed- und Technikbewerbe.
Dieses Jahr sind hoffentlich wieder Zuschauer erlaubt. Auf welche Rennstrecke freust du dich daher am meisten oder war es letztes Jahr nicht das Riesenthema das dich beeinflusst hätte?
Es hat sicher Vor- und Nachteile. Letztes Jahr war es natürlich sehr fein für uns Läufer. Wir haben uns bei der Anfahrt zum Rennen keine Gedanken machen müssen, ob irgendwo Stau ist. Beim Wegfahren sind wir auch innerhalb von drei Minuten weggekommen. In Sölden stehen wir normal immer mindestens eine Stunde im Stau. Das sind jedoch die einzigen positiven Dinge vom letzten Jahr. Im Zielraum, wenn du ein gutes Ergebnis erzielt hast, werden mit Zuschauer einfach noch einmal viel mehr Emotionen frei und das ist unbeschreiblich.
Als du das erste Mal am Podest gestanden bist, wäre es dann wahrscheinlich auch schön gewesen, wenn tausende von Zuschauern im Zielbereich gewartet hätten, oder?
Ja, es hätte wahrscheinlich noch mehr Emotionen in mir ausgelöst. Aber ich habe so lange dafür gearbeitet und ich weiß nicht was passiert wäre, wenn meine Emotionen auch noch vervielfältig worden wäre.