Thomas Vorreiter: Angelika, was ist das Besondere an unserer Bründl Nachhaltigkeits-Strategie?

Angelika Duckenfield: Unsere Nachhaltigkeits-Strategie unterscheidet sich von den meisten anderen, indem sie voll in die bestehende Unternehmensstruktur integriert ist. Weiters ist sie holistisch, sprich sie betrifft alle Bereiche und jede*n einzelne*n im Team. Sie ist fix im gesamten System eingebaut.

TV: Holistisch und integriert, das sind zwei sehr bedeutungsvolle Worte, deren Umsetzung in der Tat herausfordernd ist. Wie kann sich das unsere Kundschaft vorstellen?

AD: Du hast Recht, es setzt viel Disziplin voraus, macht sich aber auf jeden Fall mit der Zeit bezahlt. Wir haben bewusst keine eigene Nachhaltigkeitsabteilung mit Mitarbeitenden, die sich ausschließlich der Nachhaltigkeit im Unternehmen widmen. Dies verhindert, dass das Thema und die Verantwortung dafür an nur eine Abteilung und Nachhaltigkeitsmanager*in delegiert wird und sorgt dafür, dass sich alle Verantwortlichen früher oder später mit dem Thema auseinandersetzen und identifizieren müssen.

Somit wird es in jedem Bereich integriert. Das dauert zwar etwas länger und erfahrungsgemäß stößt man am Anfang da auch durch Ressourcenmangel und fehlendes Wissen in manchen Teams auf Widerstand. Wenn es aber erst einmal allen bewusst ist, dass das Thema Nachhaltigkeit ein integrierter Bestandteil unseres Denkens und Handelns sein muss und dass es ein kontinuierlicher Prozess ist, der sich ständig weiterentwickelt und der nicht mehr wegzudenken ist, um die notwendigen Veränderungen herbeizuführen, dann ist die Integration des Themas in die Organisation eine echte Bereicherung für alle. 

TV: Wie sorgen wir dafür, dass unsere Menschen dies verstehen und auch mittragen?

AD: Dies geschieht auf verschiedenen Wegen, eine Kombination aus Mobilisation, Information, Schulungen, Kommunikation,Tools und Aktionen. Man muss dem Prozess Zeit geben und die Kompetenz bei den Mitarbeitenden Schritt für Schritt aufbauen, ohne zu überfordern oder zu viel Druck aufzubauen. Bründl Sports bietet ja Entwicklungsplätze und nicht nur Arbeitsplätze für seine Menschen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die beste Motivation Mitgestaltung und Erfolge sind. Umgesetzte Maßnahmen werden gefeiert, die Teams tauschen sich regelmäßig und aktiv aus, sowohl über Herausforderungen als auch positive Erfahrungen.

Wir haben außerdem eine Taskforce gegründet, unser B-Green Team, in dem aus jedem Bereich im Unternehmen sich ein Scout der Nachhaltigkeit und Umsetzung von Maßnahmen und Ideen annimmt. Regelmäßig getaktete Meetings sorgen für kontinuierlichen Austausch und geben Raum über Fortschritte zu berichten. Auch auf der Agenda der Geschäftsleitungssitzungen ist die Nachhaltigkeit ein fixer Punkt.

TV: Welche hilfreichen Tools verwenden wir innerhalb des Unternehmens?

AD:  Zunächst versuchen wir die bestehenden Tools zu verwenden. Wir haben zum Beispiel eine Mitarbeiterkommunikations-App, wo der Bereich Nachhaltigkeit integriert ist. Nachhaltige Maßnahmen und Ideen werden mit einem bestehenden Projektmanagementprogramm geführt. Aber wir haben auch in ein ESG* Softwareprogramm investiert, um die neu gewonnen Daten unserer Klimabilanzen und die erhobenen ESG*- Daten zu speichern und unsere Fortschritte messen zu können. Wir haben außerdem eine Roadmap für die Geschäftsleitung erstellt mit den wichtigsten Meilensteinen für die Erreichung unserer Ziele. Die Nachhaltigkeits-KPIs werden gerade von unserem Controlling-Team in das Unternehmensdashboard integriert. Weiters gibt es den Bründl Verhaltenskodex, der allen schon bei der Einstellung nahegelegt wird und uns als Leitfaden dient.

*ESG steht für Environmental Social Governance = die 3 Säulen der Nachhaltigkeit: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung

Themen ausarbeiten am Flipchart während der Nachhaltigkeitstage
Alle Mitarbeitenden werden Mitgestaltende und leisten einen Beitrag - das ist ein sehr wichtiges Argument, auch für die Zukunft.
Angelika Duckenfield
Bründl Sports Nachhaltigkeitsmanagerin

TV: Wie nehmen wir unsere Lieferanten und Lieferantinnen in die Pflicht?

AD: Wir haben ein umfassendes Pflichtenheft entwickelt, wo wir gemeinsam mit unseren Partner und Partnerinnen einerseits die gesetzlichen Standards auf allen drei Säulen der Nachhaltigkeit abfragen, aber auch über die Regulierung hinausgehende Aktivitäten einfordern. Einmal im Jahr wird das Pflichtenheft überarbeitet, d.h. an die kommenden unternehmerischen Sorgfaltspflichten angepasst und neu mit dem*r Lieferant*in besprochen. Mit einem ausgeklügelten Bewertungssystem identifizieren wir die Bemühungen unserer Partner und Partnerinnen in Richtung Nachhaltigkeit und werden Schritt für Schritt den Anteil an besonders nachhaltigen Marken in unserem Portfolio erhöhen.

Wir fördern außerdem den Austausch, um Synergien zu finden, für die großen Herausforderungen im Sporthandel. Zum Beispiel die Umstellung zu einer Kreislaufwirtschaft, das Vermeiden und Reduzieren von Verpackungsmüll und die Reduktion der Logistikemissionen. Dafür haben wir heuer zum ersten Mal die Bründl Sports Nachhaltigkeitstage organisiert, wo wir sowohl die Industrie als auch unsere Kollegen und Kolleginnen aus dem Sporthandel eingeladen haben, um konkrete Lösungsansätze zu finden.

TV: Was tun wir konkret für unsere Kundschaft, um sie mit dem Thema abzuholen ?

AD: Es ist heute fast unmöglich, dass ein Laie im Dschungel der Zertifikate und der selbst kreierten Labels eine objektive Kaufentscheidung treffen kann – wo also die gesamte Einwirkung eines Produktes, inkl. Rohstoffe, Herstellung, Logistik und Entsorgung berücksichtigt ist.  Hier werden die Regulierungen für Ecodesign und der zukünftige „digitale Produkt-Passport“ in den nächsten Jahren für mehr Information sorgen. Für unsere Kundschaft ist Transparenz und Vertrauen wichtig. In der Zwischenzeit hat jeder Stakeholder*in in der Lieferkette die Verantwortung, für so viel Wissen und Sicherheit wie möglich zu sorgen und diese in einer nachvollziehbaren Sprache zu übersetzen.

Weiters sehen wir es auch in unserer Verantwortung, für mehr Bewusstsein bei der Kundschaft zu sorgen, d.h. Lösungen anzubieten und ebenso mitgestalten zu lassen. Beispiele hierfür sind Licht einsparen, Raumtemperatur senken, Altware im Geschäft zum Recycling retournieren, Vorträge und Schulungen anbieten und Communities bilden.  Diese Serviceleistungen werden für den Handel in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Nachhaltigkeitstage - Christoph Bründl im Gespräch

TV: Wie involvieren wir uns in der Gesellschaft, was ist unser Beitrag in der Community?

AD: Wir versuchen unsere Verantwortung gegenüber allen Menschen in unserem Umfeld zu leben. Viele karitative Veranstaltungen und Vereinen werden von uns unterstützt, wie z.B. die Caritas. Die Unterstützung von sozial Schwachen, Motivation zum Sport, Sponsoring von jungen Sportler*innen und vieles mehr liegt uns seit Jahren am Herzen.  

Wichtig ist auch noch intensives Networking mit gleichgesinnten Organisationen wie z.B. CSR Circle, Respact, Protect our Winter oder auch to good to go mit Speisen aus unserem nachhaltigen Vorzeigebistro Weitblick. Somit können wir Vorbild sein und auch von den anderen lernen und bleiben informiert über die unzähligen Veränderungen und Neuheiten, die auf uns zukommen.

TV: Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: Was sind unsere Visionen und Ziele in Bereich Nachhaltigkeit?

AD: Acht wesentliche Themen hat Bründl Sports für sich identifiziert und daraus Ziele bis 2030 definiert. Einen großen Hebel aber sehen wir in: Attraktiver Arbeitgeber sein, Entwicklungsplätze bieten. Abfall als Ressource sehen und unseren Beitrag Richtung Zero Waste leisten. Weiters möchten wir uns um die soziale und ökologische Auswirkungen der Handelsware kümmern, indem wir mit unseren Partner*innen gemeinsam an Lösungen, Synergien und an der Transparenz für die Kundschaft arbeiten. Wir möchten schrittweise immer mehr Liefernde bevorzugen, die zukunftsfähige Nachhaltigkeit leben. Gleichzeitig möchten wir unseren Gästen ein echtes Einkaufserlebnis bieten mit einem einfachen Leitfaden damit die Nachhaltigkeit in die Kaufentscheidung einfließen kann.

Praesentation der ausgearbeiteten Themen während der Nachhaltigkeitstage
Unsere Erfahrung zeigt, dass die beste Motivation Mitgestaltung und Erfolge sind.
Thomas Vorreiter
Geschäftsleitung Marketing & Expansion

Was haben wir bisher erreicht?

Abfallvermeidung & Kreislaufwirtschaft

Abfallbeauftragte im Unternehmen | 2,5 Tonnen Restmülleinsparung im letzten Geschäftsjahr | Take Back Pilot Projekt von Atomic gestartet, bei dem gebraucht Skischuhe gespendet wurden | Reduktion Verpackungsmüll bei Anlieferung | Nachhaltigkeitstage mit Partner und Industrie

Nachhaltigkeit im Bründl Team

Motivation zu Fahrgemeinschaften, Möglichkeit von Homeoffice | Förderung des „Jobrads“ im und auch außerhalb des Unternehmens | Vorträge und Workshops zum Thema Nachhaltigkeit

Bewusstes Einkaufserlebnis

Einsparung von 5.000 Plastikflaschen pro Jahr durch Installation von Steinbrunnen mit Mehrwegbechern in den Geschäften | Umstellung auf nachhaltige, recycelte Materialien bei Einkaufstaschen und Werbemitteln

Rooftop-Bistro Weitblick

Bio-zertifiziert | Bio Austria Gold Partner und mit dem Umweltzeichen zertifiziert | Konsequentes Konzept von regionaler, biologischer und saisonaler Küche mit zucker- und fettreduzierten Angeboten

ÖGNI zertifiziertes Flagshipstore in Kaprun

2/3 regionale Lieferanten und heimische Materialien wie z.B. Rauriser Naturstein | Versorgung mit 100 % Ökostrom und Gebäudekühlung durch Grundwasser | 90 % Umstellung auf LED-Beleuchtung im gesamten Unternehmen